Vor einem Jahr, während ich mit der Staffel in Roth gestartet bin, entstand die Idee meine eigene Langdistanz zu finishen. Aus dieser Laune heraus habe ich direkt mit einem Trainer Christian Kramer telefoniert, ob er ein Finish für denkbar halten und welchen Trainingsaufwand das für mich bedeuten würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für mich machbar wäre, aber Christian war zuversichtlich, dass ein gutes Finish drin wäre. Basierend auf seiner positiven Einschätzung habe ich mich dann für die Challenge Almere angemeldet und war gespannt auf das anstehende Training.
Im Laufe der Monate in der Vorbereitung wurde auch mir klar, dass nicht nur ein Finish, sondern vielleicht auch ein ganz gutes Finish für mich drin war. Ich konnte die Einheiten gut umsetzen und die Vorbereitung hat super funktioniert. Die Leistungsdiagnostik bei „Resource_your coach“ hat schon in der vorbereitenden Berechnung gezeigt, dass eine Zeit, gut unter meinem Ziel von 12 Stunden, drin wäre. So stand ich dann tatsächlich in Almere am Start.
Katrin Gausmann hat mich an dem Tag supportet und kennt mich zum Glück schon unter Stressbedingungen vor verschiedenen Sportveranstaltungen. Am Abend vor dem Start war ich mir plötzlich doch gar nicht mehr so sicher, dass ich die Langdistanz schaffen würde und war entsprechend nervös. Ich habe mich gefühlt, wie in einer Achterbahn, wenn die Sicherung einrastet und die Bahn losfährt. Ausstieg nicht mehr möglich!! Christian und Katrin haben mich dann aber beruhigt und ich war wieder positiv gestimmt.
Am Morgen des Rennens hat dann mein Autopilot eingesetzt und die Vorbereitungen in der Wechselzone habe ich halbwegs routiniert abgespult. Um 7:40 stand ich dann mit den anderen Frauen am Start vor dem Schwimmen. Schwimmen ist meine Stärke und ich konnte mich vom Start an relativ weit vorne freischwimmen. Das Schwimmen lief super und fühlte sich entspannt an. Nach 1:08 Stunden kam ich aus dem Wasser und habe mich gefreut, Katrin am Rand zu sehen. Im Wechselzelt habe ich schnell meine Sachen gefunden und konnte zügig aufs Rad wechseln.
Die Radstrecke war flach und am Morgen noch etwas nebelig. Somit war es wenigstens noch nicht so warm. Es waren warme 30°C für den Tag vorhergesagt. Ich wollte zwischen 150 und 170 Watt fahren und möglichst entspannt bleiben und immer gut versorgen. Der Plan ging super auf. Ich konnte entspannt rollen, ein paar Frauen überholen, die Versorgung hat perfekt funktioniert und ich konnte das Rennen genießen. Nach der ersten Runde habe ich mich wieder über Katrin gefreut und war bereit für die zweite Runde. Nach 5:15 Stunden kam ich dann wieder in der Wechselzone an und war begeistert vom bisherigen Rennverlauf.
Da das Laufen nicht meine Stärke ist, war ich gespannt auf die letzten 42 Kilometer des Rennens. Ich wollte hier zwischen 200 und 220 Watt laufen und wieder versuchen möglichst lange entspannt zu bleiben. Die ersten 20 km (2 Runden je 10 km) liefen auch super, die Zwischenzeiten waren deutlich schneller, als gedacht und ich konnte die gute Stimmung auf der Laufstrecke genießen. Ab der 3ten Runde wurde es für mich dann etwas härter, weil es kaum Schatten auf der Strecke gab und es ganz schön warm war. Ich habe dann besonders auf Katrin gefreut und kurz bei ihr angehalten und mich motivieren lassen. Auf der letzten Runde musste ich zwar zwischendurch kurz gehen, habe aber nette Leute kennengelernt, die mich motiviert haben und dann war es ja eigentlich auch gar nicht mehr weit.
Mir war zwar während des Rennens bewusst, dass es gut läuft, war aber trotzdem erstaunt und begeistert, als der Sprecher bei meinem Zieleinlauf mich mit 10:37 Stunden und somit dritte in meiner Altersklasse bei der Europameisterschaft angesagt hat.
Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich die Langdistanz in dieser Zeit geschafft habe und den dritten Platz gemacht habe. Mein Dank gilt Christian Kramer, der mich perfekt auf das Rennen vorbereitet hat und auch dafür gesorgt hat, dass die gesamt Saison für mich super erfolgreich gelaufen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich zu dieser Leistung fähig bin.